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Böker Plus Beowulf by Midgards- Messer

Messerbörsen sind die Art Veranstaltungen, die man, insofern man sein Geld behalten möchte, besser meidet. So verhält es sich auch bei der hierzulande wohl ältesten Veranstaltung dieser Art: Das hessische Messersammlertreffen. Für mich war dies 2019 der erste Besuch, zudem nicht als Besucher, sondern als Ausstellergehilfe am Stand von Gery Flintlock´s. Insofern hatte ich nicht die Zeit mich großartig umzusehen, dennoch wollte ich den Stand von Midgards Messer unbedingt besuchen. Die extravaganten und eher wuchtigen Designs von Dirk Hofmeister und seiner Tochter begeistern mich schon seit ein paar Jahren, als ich ein Slneipnir erwarb und seither das ein oder andere Modell folgte. Das Besondere an Midgards Messern ist, neben den auffälligen Designs, der Fakt das hier viel mit dem 3D Drucker gearbeitet wird und die Vorlagen heruntergeladen werden können. So lassen sich Griffschalen oder Scheiden ohne Problem nachrüsten oder umgestalten.

 

Am Stand viel mir insbesondere ein Beowulf ins Auge. Das Schneidgerät hatte mich schon auf Bildern angesprochen. In der Hand gefiel es mir noch einmal besser. Das Besondere: Es handelte sich in diesem Fall nicht um ein Custom-Messer, sondern das erste Serien „Beowulf Bushcraft“ welches Ende Januar 2020 von Böker (hergestellt und -) vertrieben wird. Die Nummer 001….das Ding musste mit (Nachdem ich mir erst einmal das nötige Kleingeld leihen musste - ich hatte tatsächlich nicht vor etwas zu kaufen!). Neben dem „Full Size“ Beowulf wird auch die der kleine Bruder, das „Little Beowulf“ auf den Markt kommen.

 

Wie ich bereits in einem anderen Artikel erwähnte, bin ich ein Freund von Kooperationen bekannter Messerdesigner mit großen Unternehmen. Denn so besteht auch für das kleinere Budget die Möglichkeit „Designerklingen“ zu erwerben. Nach dem „Urd 2.0“ ist dies nun schon die zweite Kooperation des Hauses Hofmeister mit Böker und sicherlich eine Art Ritterschlag in der Messerwelt.

 

Daten und Fakten:

Das „Serien“ Beowulf ist, was die Abmessungen angeht, fast identisch mit der „Custom“ Variante: Gesamtlänge 21,5 cm, Klingenlänge 11cm,  Klingenstärke 5mm. Das "Custom" Beowulf hat eine Klingenstärke von 6mm.

 

Bei der Serienvariante kommt der bekannte N690 von Böhler zum Einsatz. Die Griffschalen sind hier aus G10. Die Verarbeitung ist, wie bei Böker gewohnt, erstklassig. Ein passgenaues Kydex-Holster gehört zum Lieferumfang. Der Verkaufspreis wird wohl zwischen 120 € und 150 € liegen.

 

"Pimp my knife"

Der Clou an der Kooperation zwischen Midgards Messer und Böker ist, dass man alternative Griffschalen und Scheiden direkt bei Midgards Messer beziehen kann. Bei den Griffschalen stehen einige Farben bis hin zur „Glow in the dark“ Variante zur Verfügung. Bei den Scheiden kann man zwischen  normaler Trageweise und Querscheiden wählen. Auch Varianten mit integriertem Schärfsystem, Feuerstarter und Notsignal/Taschenlampe sind erhältlich. Die Scheiden werden aus TPU gedruckt, was gegenüber Kydexscheiden gewisse Vorteile birgt.

 

Da ich neben der Kydexvariante auch eine Querscheide aus TPU erstehen konnte möchte ich an dieser Stelle einen kleinen Vergleich ziehen, wobei ich hier dem geneigten Leser eine gewisse Vertrautheit mit Kydexscheiden unterstelle: Beide Scheiden sind passgenau, kein Wackeln oder Klappern ist zu bemerken. Ist man es, wie ich, gewohnt bei Kydexscheiden mit dem Daumen etwas zu „drücken“ muss man sich bei der TPU Variante umstellen: Hier zieht man einfach. Auch beim Hereinschieben gibt es kein „Klack“ Geräusch oder Ähnliches. TPU ist im ersten Moment ungewohnt, beide Versionen sind aber gleichermaßen passgenau und sicher. Optisch herrscht in meinen Augen ebenfalls Gleichstand: Das Kydex hat die übliche matte Farbe und Textur des Materials. Das TPU Modell ist eher glänzend und weist eine Musterung inkl. Midgards-Messer Logo auf, was sehr hübsch aussieht. Allerdings erkennt man bei genauerem Hinsehen doch den Ursprung aus dem 3D Drucker, was sich z. Zt. wohl nicht ganz vermeiden lässt. Trotzdem hat die TPU Scheide zwei klare Vorteile auf Ihrer Seite: Zum einen kann TPU, im Gegensatz zu Kydex die Klinge des Messers nicht verkratzen, zum anderen müssen keine Nieten etc. benutzt werden, was die TPU-Scheide deutlich kompakter macht.

Praxistest

Doch kommen wir zum Messer selbst: Wir haben hier ein recht kompaktes und dennoch sehr starkes Messer. „Batoningmissbrauchsorgien“ steht absolut nichts im Wege - die Möglichkeiten werden nur durch die Klingenlänge begrenzt. Der Griff liegt sehr gut und sicher in meiner Hand (Handschuhgröße 10). Ein Abrutschen „in die Klinge“ ist unmöglich, zum einen ist die Struktur des G10 schön „griffig“, zum anderen ist der hintere Teil der Klinge zum Handschutz ausgearbeitet. Wer dennoch Angst hat, das ihm das Messer aus der Hand rutschen könnte der kann, Dank des Lanyardlochs am Klingenansatz Abhilfe schaffen: Einfach mit etwas Paracord durch das vordere und hintere Lanyardloch ziehen, und schon kann man seine Hand quasi am Messer fixieren. Das Griffende ist als Glasbrecher ausgebildet und verfügt zudem über Jimpings, mit denen sich z.B. ein Feuerstahl leicht anreißen lässt. Weitere Jimpings finden sich in der Mitte des Klingenrückens und direkt vor der Klinge am Handschutz: Perfek um auch feinste Arbeiten auszuführen. Nicht umsonst hat die große Variante des Beowulf den Nameszusatz „Bushcraft“.

Fazit

Das Beowulf hat einen besonderen Platz in meiner Sammlung gefunden. Nicht nur, da es die Nummer 001 ist. Zugegeben, dass war sicherlich der Hauptgrund des Spontankaufs. Aber nach nunmehr zwei Wochen im EDC Einsatz steht für mich fest: Es sieht sau gut aus, liegt perfekt in der Hand und lässt sich dank Querscheide für mich perfekt im Alltag tragen. Zudem ist es ein hochwertiges und vielseitiges Werkzeug mit dem ich viel Spaß habe!

 

Link zu Midgards-Messer

 

Harald

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Kommentare: 1
  • #1

    Eric69 (Montag, 16 Dezember 2019 22:07)

    Griff in rot und die Scheide auch finde ich sehen besser aus mfg