· 

Viper Kyomi

Das Unternehmen Tecnocut aus dem italienischen Maniago stellt unter dem Markennamen „Viper“ seit Ende der 1980er Jahre qualitativ hochwertige Messer her. Teconcut arbeitet daneben übrigens auch als OEM Produzent für andere Marken. Das Kyomi stammt unverkennbar aus der Feder des dänischen Designers Jesper Voxnaes.  Es ist nicht das erste Messer des Designers in meiner Sammlung, allerdings mein erstes Viper.

 

Das Kyomi ist ein relativ kompaktes Taschenmesser: Zusammengeklappt ist es etwa 10,7cm x 3,8cm x 1,2cm groß. Ausgeklappt ca. 18,5 cm lang, wovon ca. 7,8cm auf die Klinge entfallen. Mit einem Gewicht von etwa 130 Gramm ist das Kyomi relativ leicht. Kein Wunder wenn man die verwendeten Materialien betrachtet: neben dem Böhler N690 Stahl findet man als Griffmaterial auf der einen Seite Titan, auf der anderen Seite G10. Der Spacer und der Gürtelclip sind ebenfalls aus (blau anodisiertem) Titan gefertigt.

Verarbeitungstechnisch lässt das Kyomi kaum Wünsche offen: Alles ist präzise und sauber verarbeitet. Erst auf den zweiten Blick entdeckte ich einen kleinen Mangel: schaut man im Detail entdeckt man, dass die Struktur der G10 Griffschale an manchen Stellen fast wegpoliert wurde. Die Griffschale ist ohnehin recht glatt gehalten, die Struktur ist eher Optik als Funktion.

 

In punkto Funktion gibt es auch nicht viel zu meckern: Der Klingenstand ist nahezu perfekt. Auch der Klingengang ist dank der verwendeten Kugellager butterweich. Das Frame Lock rastet mit einem satten „Klack“ ein. Die Klinge sitzt dann bombenfest und spielfrei. Die Stirnseite des Frame Locks ist übrigens mittels eines Stahlstücks verstärkt, in Sachen Stabilität gibt es also keinerlei Bedenken. Die Klinge kommt ab Werk rasiermesserscharf und sollte die Schärfe Dank des N690 Stahls auch einige Zeit behalten. Einen kleinen Kritikpunkt gibt es allerdings: Die Öffnung des Messers. Primär ist hierzu der Flipper angedacht. Ohne einen leichten „Schnick“ mit dem Handgelenk geht die Klinge nicht immer komplett auf. Das Jimping auf dem Flipper könnte für meinen Geschmack etwas aggressiver sein um etwas mehr Schwung zu vermitteln. Alternativ kann man das Daumenloch benutzen welches allerdings, zumindest für meine Hand, nicht optimal platziert ist. Diese Punkte sind hier als „Kritik auf hohem Niveau“ zu sehen. Dementsprechend sollten sie nicht allzu negativ aufgenommen werden.

 

Im Gebrauch schlägt sich das Kyomi erwartungsgemäß.  Es liegt sehr gut in der Hand, lässt sich gut bedienen und schneidet wie der Teufel. Die Fingermulde an der Klinge bietet die Option das Messer für feinere Arbeiten „kurz“ zu fassen. Die G10 Griffschale ist relativ glatt, bietet aber ausreichend halt. Ein Jimping auf dem Klingenrücken hat das Messer nicht zu bieten. Nicht schlimm, aber es hätte dem Gebrauchswert sicherlich noch etwas steigern können. Die Fangriemenöse ist angenehm dimensioniert und setzt optisch einen schönen Akzent. Allerdings ist sie für meinen Geschmack zu weit „im Griff“. Dadurch ist das Lanyard nicht „aus dem Weg“ und kann bei festem Zupacken mitunter stören.

 

Fazit

Das Viper Kyomi ist mit einer UVP von etwa 200€ sicherlich kein Budget Messer. In Anbetracht der Materialien und des Herstellungslandes ist der Preis in meinen Augen aber durchaus gerechtfertigt. Insbesondere die Details des Designs wissen optisch zu überzeugen. Im Gebrauch zeigt das Messer ebenfalls keine Schwächen: wem das Messer gefällt erhält in jedem Fall einen tollen EDC Begleiter.

 

Wer Gefallen an dem Design hat, aber nicht so viel Geld investieren möchte sollte sich andere Modelle des Designers anschauen. Das Kyomi liegt größentechnisch zwischen dem CRKT Batum und dem CRKT Batum Mini. Hier handelt es sich um recht ähnliche Designs von Jesper Voxnaes. Die Batum Modelle  kosten mit ca. 50€ bzw. 60€ allerdings nur knapp ein Viertel des Kyomi. Verarbeitungstechnisch sind die Messer ebenfalls ähnlich (gut). Man bekommt hier natürlich keinen N690 Stahl und Titan, sondern „nur“ 8Cr13MoV als Klingenstahl und Edelstahl für den Griff. Kann man hinsichtlich der Materialien mit derlei Abstrichen leben sind die genannten Modelle sicherlich interessante Alternativen. Nachdem ich nun zum zweiten Mal das Batum als Reverenz benutze wird es langsam Zeit für einen eigenen Bericht darüber.

 

 (Harald)

Kommentar schreiben

Kommentare: 0