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Böker Plus Patriot

Dominik von Holsterbau.de machte mich auf das Patriot aufmerksam. Genau genommen auf den Umstand, dass das Messer nicht mehr hergestellt und seitens Böker günstig abverkauft wird. Zufällig war ich ohnehin schon geraume Zeit auf der Suche nach einem Messer mit ähnlichen Parametern. Ich hatte allerdings eher das Delica 4 von Spyderco und das 551 Griptalian von Benchmade im Auge. Als passionierter Schnäppchenjäger konnte ich der Gelegenheit natürlich nicht widerstehen und schlug zu. Zunächst in Coyote, da meine bevorzugte Farbe (blau) nicht lieferbar war. Letztlich wurde dieser Missttand durch ein Weihnachtsgeschenk behoben. Selbstverständlich greift dies dem Fazit etwas vor, aber ich habe das Messer nicht umsonst gleich zwei mal.

Das Patriot gibt es in insgesamt 5 Ausführungen. 4 Versionen unterscheiden sich nur in der Farbe der Griffschalen: Schwarz, Orange, Blau und Coyote. Dazu kommt dann noch eine „All Black“ Variante mit schwarzen Griffschalen und schwarz beschichteter Klinge inkl. Wellenschliff. Mit knapp unter 11cm Länge (geschlossen), 3,4cm Höhe und einer Stärke von ca. 1,1cm ist das Patriot sicherlich kein Riese. Mit einem Gewicht von gerade mal 65 Gramm ist es zudem ein echtes Leichtgewicht. Die Klinge besitzt ein stonewashed Finish und ist ca. 3mm stark, ca. 8,4cm lang, davon ca. 8cm geschliffen. Sie kommt ab Werk in Rasierschärfe und behält diese dank des 154CM Klingenstahls auch recht lange bei. FRN (Glasfaserverstärktes Nylon) als Griffmaterial ist nicht nur sehr leicht, sondern auch robust. Daher sicherlich eine gute Wahl für ein EDC. Allerdings wirkt das Material hier, rein optisch, nicht allzu hochwertig. Man kann von einem „Plastiklook“ sprechen. Aber der Schein ist bekanntlich nicht alles und kann trügen. In der Hand fühlt sich das Material durchaus recht hochwertig an.

Die Verarbeitung des Patriot lässt wenig Wünsche offen: Der Klingenstand ist perfekt und der Backlock rastet mit einem satten „Klack“ ein. Die Klinge läuft direkt auf den Griffschalen, es sind keine "Washer" (Gleitscheiben) verbaut. Der Klingengang ist daher zwar durchaus sauber, allerdings etwas fester als man es von anderen Messern her kennt. Ein "Aufflippen" der Klinge ist aufgrund der Position der Thumbstuds nur mit Unterstützung des Handgelenks möglich. Das Patriot ist zudem ohne Stahlliner konstruiert, d.h. die Klinge sitzt direkt in den FRN Griffschalen. Das kommt dem geringen Gewicht zugute, ist der Stabilität aber etwas abträglich. Ein Problem sehe ich hier nicht, es sei nur erwähnt. Leider sind die Spaltmaße nicht immer perfekt: Man entdeckt zwischen der rechten Griffschale und dem Backspacer einen kleinen, aber dennoch unschönen Spalt.

Das Patriot kann im Handling vollkommen überzeugen. Die kompakten Maße und das geringe Gewicht  machen das Messer zu einem idealen Begleiter in der Hosentasche. Bemerkenswert ist vor allem die tolle Ergonomie des Griffes: er ist klein, liegt aber selbst bei großen Händen, aufgrund der Fingermulden und der gebogenen Form, ausgezeichnet in der Hand. Der Pocketclip stört das Griffgefühl überhaupt nicht. Er lässt sich übrigens rechts oder links befestigen, jeweils in der „Tip-Up“ Position. Die gut proportionierte und ideal platziere Fangriemenöse sorgt dafür, dass ein Lanyard ebenfalls nicht stören kann. Das Jimping am Klingenrücken ist ebenfalls perfekt: Es verleiht dem Daumen sicheren Halt, allerdings ohne dabei zu scharfkantig zu sein. Toll gelöst ist die "Fingermulde" an der Klinge: sie bildet sich zur Hälfte aus der Klinge und zur Hälfte aus dem Griff selbst. Dadurch hat man den Vorteil für präzise Arbeiten „vorgreifen“ zu können, ohne dabei nennenswerte Klingenlänge zu opfern. Die Struktur der FRN Griffschalen ist ebenfalls sehr gelungen: sie bietet ordentlich Grip, auch bei nassen Händen.


Fazit

Die UVP des Böker Plus Patriot  lag einst bei knapp 120€. Sicherlich eine Menge Geld für ein Messer dieser Größe. Die Konkurrenz, z.B. von Benchmade oder Spyderco sind hier ähnlich aufgestellt. Anscheinend konnte sich das Patriot nicht wirklich am Markt durchsetzen, was eigentlich Schade ist. Das ist natürlich reine Spekulation meinerseits, aber warum sonst sollte Böker das Produkt sonst auslaufen lassen? Das Gute daran ist allerdings, das man das Messer zurzeit für knapp unter 70€ bekommt, was in meinen Augen durchaus gut investiertes Kapital ist. Das Patriot stellt für mich eine ideale Mischung für den Einsatz als täglicher Begleiter dar: es ist kompakt, sehr leicht und dadurch ideal für die Hosentasche. Dennoch bietet es eine vernünftige Klinge und Stabilität für die meisten Aufgaben. Zudem ist das Handling und die Ergonomie einfach toll. Es ist einfach ein praktisches Werkzeug. Der „Plastiklook“ unterstreicht hier in meinen Augen eher den Werkzeugcharakter im positiven Sinne. Die minimalistische Konstruktion ohne Liner und Washern funktioniert nicht nur gut, sie hat aus den Vorteil das sich das Messer sehr leicht zerlegen/zusammensetzen lässt. Das erleichtert u.a. die Reinigung. Die Verarbeitung ist insgesamt sehr gut und wäre ohne den kleinen Spalt nahezu perfekt. Daher gibt es hier meinerseits eine klare Kaufempfehlung!

(Harald)

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