Pius Lang Anaconda

Das Anaconda der Pius Lang Messermanufaktur gehört ist seit etwa einem Jahr zu meiner Sammlung und hat seitdem einen Stammplatz in meiner EDC Rotation. Als ich damals auf der Suche nach einem hochwertigen EDC Begleiter war, empfahl mir Dominik von holsterbau.de den Gentleman´s Folder aus dem „Ländle“. Auf sein Wort hin bestellte ich das Messer und war schnell von dem schlichten, aber qualitativ hochwertigen Messer begeistert.

Die Pius Lang Messermanufaktur wurde 1852 gegründet und stellt bis heute, seit 2014 allerdings nicht mehr in Familienhand, allerlei hochwertige Messer her. Das Modell Anaconda ist ein kompaktes Taschenmesser ohne feste Verrieglung, ein so genannter Slipjoint. Es gibt das Modell in verschiedenen Ausführungen die sich allerdings nur im verwendeten Griffmaterial unterscheiden. Ich hatte mich für die Variante mit Bocote Holz als Griffmaterial entschieden, denn ich mag die schlichte Eleganz von Edelhölzern.

Das Messer ist eingeklappt etwa 10,3cm lang, 1,3 cm dick und 3cm tief, wobei hier fast 2cm auf den Griff und 1 cm auf den Klingenüberstand fallen. Die Klinge selbst ist 8cm lang und 2mm stark. Bis zu 0,5 cm werden von den Griffschalen überlappt. Der geschliffene Klingenanteil ist knapp 7cm lang. Ausgeklappt erhält man eine Gesamtlänge von 17,8cm.  Auf die Waage bringt das gute Stück etwa 66 Gramm. Die Dimensionen des Anaconda sind meiner Meinung nach ideal gewählt: klein genug um in jede Hosentasche zu passen ohne aufzutragen, groß genug damit auch größere Hände einen sicheren Halt haben.

Schon beim ersten Betrachten besticht das Pius Lang Anaconda vor allem durch eines: Wertigkeit. Die Verarbeitungsqualität ist einfach hervorragend. Das Holz, wunderschön gemasert,  ist sanft abgerundet und poliert. Die Übergänge zwischen dem Holz und den Linern, sowie den Nieten sind vollkommen plan und scharfe Kanten sucht man vergebens. Einzig ein kleiner Spalt zwischen dem linken Liner und der Rückenfeder ist vorhanden.  Dieser stört aber den ansonsten tadellosen Gesamteindruck für mich aber nur minimal. Die Klinge sitzt perfekt mittig. Das Öffnen der Klinge erfordert im ersten Moment  etwas Kraftaufwand gegenüber der recht strammen Rückenfeder. Hat man den ersten Widerstand überwunden gleitet die Klinge geschmeidig in den 90 Grad Stopp. Diesen überwindet man mit relativ geringem Kraftaufwand und schließlich schnappt die Klinge mit einem deutlich hörbaren „Klack“ in die Arbeitsposition.  Die Klinge sitzt dann selbst bei moderatem Druck spielfrei. Die Mechanik bei dem Pius Lang Anaconda ist in meinen Augen perfekt abgestimmt. Die Rückenfeder ist kräftig genug um die Klinge perfekt in Position zu halten. Gleichzeitig ist das Ein- und Ausklappen der Klinge aber, nach Überwindung des ersten Widerstands, angenehm weich.

Den verwendeten 1.4116 er Klingenstahl (auf ca. 57 Rockwell gehärtet), vom Hersteller als Chirugiestahl beworben, findet man recht oft bei Küchenmessern und Ähnlichem. Sicherlich kein High-End Stahl, aber eine solide Stahlsorte die bei entsprechender Verarbeitung durchaus gute Schneideigenschaften aufweisen kann. Meine Erfahrungen mit der Klinge des Anaconda sind durchweg positiv: Das Messer kam bereits ab Werk sehr scharf und der sauber ausgeführte Hohlschliff sorgt für eine gute Schneidleistung. Die Schnitthaltigkeit ist ok, man muss aber öfter als bei so manchem Premiumstahl nachschärfen. Die Klingenspitze ist relativ solide ausgeführt was auch leichte Hebelarbeiten mit dem Anaconda zulässt. Ein angenehmer Aspekt ist die „Beschriftung“ der Klinge, abgesehen von dem dezent eingeprägten Pius Lang Logo und einer dreistelligen Seriennummer ist die Klinge „blank“. Dies, in Kombination mit der tollen Verarbeitung vermittelt einfach einen durchweg hochwertigen Eindruck.

Weshalb die Pius Lang Messermanufaktur  den Produktnamen „Anaconda“ für eine solch kleine Klinge wählte verwundert mich. Eine Riesenschlange assoziiere ich jedenfalls nicht mit dem Messer. Vielleicht ist der Name aber auf etwas anderes bezogen das sich mir nicht erschließen möchte. Der Name selbst tut natürlich relativ wenig zur Sache.

Ich bin jedenfalls von dem Pius Lang Anaconda nach wie vor schlichtweg begeistert. Als eines meiner Lieblings EDC Messer hatte ich es schon oft im Einsatz und konnte sich immer wieder bewähren. Das Design gefällt mir unheimlich gut, es ist klassisch und modern zu gleich. Ob zur Jeans im Büro, Der Anzughose bei abendlichen Anlässen oder der Trekkinghose beim Wandern: Das Anaconda passt zu jedem Anlass. Zumal das Messer als Slipjoint vollkommen §42a konform ist. Die tolle Verarbeitung lässt in Meinen Augen ebenfalls keine Wünsche offen,  insbesondere wenn man den Anschaffungspreis von knapp 70 € in Betracht zieht.